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HOUSEPOOL  Magazine
Ausgabe 21 (Oktober/November 1998)

Interview: Forever Sweet


Von Carsten Wiehle/Carsten Marmulla

 
HousePool:

Wer seid Ihr ? Was seid Ihr ? Warum seid Ihr ? Stellt Euch bitte einmal vor !

Michael Mayer:

Mein Name ist Michael Mayer und ich habe einen Plattenladen hier in Köln namens Kompakt zusammen mit meinen beiden Partnern Thorsten Vogt und Jürgen Papke. Das ist sozusagen mein Tagwerk. Und ansonsten mache ich noch neben der Band Soloprojekte.

Tobias Thomas:

Ich bin der Zweite im Bunde - Tobias Thomas, auch DJ mit dem Michael zusammen, freier Journalist, Musikproduzent mit Forever Sweet und teilweise mit irgendjemandem noch zu zweit ab und zu.

Reinhard Voigt:

Ich bin der Dritte, Reinhard Voigt, auch Member von Forever Sweet. Dann mache ich selbst auch noch andere Projekte, z.B. unter dem Pseudonym "Pentax" auf Profan, das ist ein anderes Label auch aus dem Kompakt-Umfeld und jetzt noch etwas Neues unter dem Pseudonym "Chrome", das mache ich auf Harvest, das ist ein Label von der EMI. DJ bin ich nicht, das sind nur die beiden, ja, und zu dritt sind wir halt das Projekt bzw. die Band "Forever Sweet".

 
HousePool:

Warum heißt ihr ausgerechnet "Forever Sweet" ? Findet ihr Eure Musik so süß, oder warum ?

Tobias Thomas:

Das stammt so aus verschiedenen Zusammenhängen: 1994 haben wir das gegründet und der Reinhard hatte damals als Pseudonym "Sweet Reinhard" und außerdem war das damals so ein Schlagwort. Und "Sweetness" bezeichnete eine bestimmte Sichtweise, ungefähr wie "deep" oder "deepness". Und es ist ja auch ein poppiges Wort oder zumindestens ein Wort das oft in Bandnamen oder in Pseudonymen auftaucht um so etwas bestimmtes auszudrücken, was man nicht so genau formulieren kann. Und dann hat sich der Name durch ein sich Worte zuspielen und darauf reagieren so ergeben und so sind wir halt Forever Sweet. Es hat halt einfach gut geklungen und so hat sich das dann verselbständigt. Zwischendrin gab es dann auch mal eine Phase, wo wir den Namen nicht mehr so gut fanden, vor allen Dingen, weil einen alle darauf dann festlegen und meinen, daß hätte jetzt etwas mit süßem Aussehen zu tun oder mit süßer Musik. Aber wir haben es dann irgendwann beibehalten, weil es halt gut klingt und weil man uns schon kannte unter dem Namen und jetzt ist das einfach nur noch ein Name.

 
HousePool:

Ich habe mir nochmal Euer Album angehört. Für mich hört sich alles ziemlich relaxed an. Seid ihr wirklich so relaxed oder ist das generell die Einstellung mit der ihr an die Musik rangeht ? Oder war das jetzt mehr so aus der Stimmung heraus ? Ich weiß jetzt nicht, wie lange ihr daran produziert habt.

Reinhard Voigt:

Es war schon eher ein langer Zeitraum und somit ist es schon schwierig mit dem Punkt "relaxed", was der so bedeutet. Das würde ich schon eher nicht so sehen. Das ist vielleicht teilweise so, daß man es auch mal entspannt hören kann, das ist sicherlich wahr, aber es ist doch von der Gewichtung her eine spielbare und sehr euphorische Platte im großen und ganzen. Wir haben das auch bisher schonmal im Club getestet und dort sehr gut funktioniert, daß man dazu sehr gut tanzen kann und auch im Gegensatz zu "relaxed" auch sehr euphorisch sein kann und so darauf eher reagiert. Und das war uns eben auch sehr wichtig, daß wir eine clubkompatible Platte machen wollten, weil uns das selbst immer ein wichtiges Anliegen ist, daß sie eben nicht zu theoretisch wird und dann halt diese Antowrt schuldig bleibt, daß man halt z.B nicht mehr daruaf tanzen kann. Und so ist das halt im Studio auch gewesen, daß wir darauf ein großes Augenmerk hatten aber davon ausgehend dann auch in die Breite gegangen sind und auch noch andere Aspekte, die bei einem Album auch noch eine Rolle spielen, berücksichtigt haben und so sind vielleicht auch Stücke darauf, die dann vielleicht etwas relaxter und ruhiger sind.

 
HousePool:

Ihr bietet trotzdem einen Kontrast zu anderen Stücken von anderen Produzenten, die noch aggressiver sind. Euer Album klingt dagegen weicher, sanfter... irgendwie runder.

Michael Mayer:

Da spielt dann auch noch der "Sound of Cologne" eine Rolle. Das ist vielleicht, weil wir eine ästhetische Abneigung haben gegen zuviel Geballere. Bei Jeff Mills oder anderen fällt halt auf, das alles extrem auf die 12 geht. Wir setzen da mehr auf zurückhaltendere Abmischung und auf Trnsparenz, die auch auf dem Album auch größtenteils zum tragen kommt. Ob man das dann "relaxed" empfindet ist natürlich eine andere Frage.

Reinhard Voigt:

Obwohl ich das noch gut finde, wenn man das Album auch mal relaxed hören kann. Das ist ein schöner Aspekt, weil sich dadurch auch eine gewisse Vielseitigkeit ausdrückt, d.h. die Platte kann man sowohl zuhause hören und gleichzeitig entfaltet sie sich auch in Clubs frei natürlich durch die entsprechende Lautstärke und Soundanlage, die man in der Regel eben nicht daheim hat.

 
HousePool:

Wie würdet Ihr Eure Musik beschreiben ? Ist es Techno ? Wo würdet Ihr Euch selbst einordnen ?

Reinhard Voigt:

Techno-House ist ein schöner Begriff, glaube ich.

Tobias Thomas:

Es hat schon mit beidem recht viel zu tun. Genauso wie für uns drei beide Musikrichtungen nie so getrennt waren und immer mit uns allen zu tun hatte, ob dies nun beim Auflegen war oder was man sich so hörte oder kaufte - auch heute noch. Vor allem instrumentale House-Musik, also Deep-House aber weitgehendst ohne Gesang - also selten in die Garage-Richtung und eben dann alles, was darüber hinaus noch abstrakter, härter oder elektronischer wurde. Das sind dann schon die beiden Eckpfeiler.

 
HousePool:

Was glaubt Ihr, was Ihr für eine Zielgruppe habt ? Welche Leute erreicht Ihr und welche wollt Ihr ansprechen ? Welche Leute kaufen Eure Platte ?

Tobias Thomas:

Bislang hatten wir eine Zielgruppe, das war im weitestens Sinne eine Liebhabergruppe von Leute, die erstens die Art von Musik mögen, die aus Köln kommt, die auch eher beim Plattenhören/Plattenkaufen auf speziellere Entwürfe achten, auf kleinere Nischenmusik, die vielleicht auch nicht jeder hört und die auf kleineren Labels rauskommt, die ein bißchen vertrackt ist, auch ein bißchen bescheuert oder ein wenig trashig klingt teilweise. Die Platten, die wir vor der LP gemacht haben, waren schon im weitesten Sinne spezielle Musik, die durchaus ein wenig neben der Spur liegt. Da kriegen wir auch Reaktionen, daß ganz spezielle Leute das toll finden, was wir machen und was aus unserem Hause kommt. Mit der LP geht das jetzt einen Schritt weiter, daß alles jetzt professioneller geworden ist, alles etwas weiter gefächert ist, noch kompatibler ist für Leute, die bisher nicht soviel damit zu tun hatten. Wir sind halt älter geworden und professioneller und arbeiten jetzt anders als früher, deswegen denke ich, daß sich aus dieser Nische eine größere Nische bildet.

Reinhard Voigt:

Und durchaus auch Leute einsteigen können, die jetzt nicht unbedingt nur mögen und sich kaufen, was es aus Köln kommt, sondern eben das es intern auch ein schönes Kontrastprojekt auch ist zu den anderen, die existieren, aber das klingt dann ja auch ganz anders. Diese Platte hat dann intern garnichts mit den anderen Sachen zu tun, die man so auf Profan/MTR kennt. Das ist dann auch ganz schön, weil es dann auch entsprechend erweitert. Die Leute, die jetzt bereits die MTR-Sachen auch mögen, kaufen sich vermutlich dann auch die Forever Sweet und sehen, daß sind ja die gleichen Leute und das interessiert mich auch. Aber auch Leute, die dann einsteigen können, und das bisherige nicht so mögen, weil es eben etwas weiter gefächert ist und sich eben intern auch ein wenig abgrenzt von den anderen Sachen, die wir sonst so machen. Daß es dadurch halt auch so eine Möglichkeit gibt für ganz andere Leute zu sagen, das kann ja auch ganz anders klingen und die sich damit auseinandersetzen und sich halt diese "geben und nehmen"-LP holt um auch mal zu sehen, daß es noch eine ganz andere Staffette geben kann.

Michael Mayer:

Die LP ist auch ein viel interessanteres Format und bietet doch viel mehr für Leute, die keine Maxis kaufen. Die LP spricht also auch ganz andere Leute an, die den Sound sonst gar nicht so gehört hätten und aufgrund von finanziellen Etats eher zu einer LP greifen als daß sie sich 3 Maxis kaufen. Aufgrund der Kauftradition sind es auch viele ältere Leute, die eher ein Album kaufen als Singles oder Maxis.

Reinhard Voigt:

Also man sieht schon, es ist keine genaue spezifische Zielgruppe, sondern die ist schon sehr frei - man kann sagen der modern orientierte Elektronik-Fan zwischen 17 und 37 darf dann mal zugreifen. Natürlich sind wir schon ein wenig festgelegt, weil es eben nicht direkt aus unserem Haus kommt, sondern eben auf Ladomat erscheint und die eben schon ein gewisses Stammpublikum und einen gewissen Ruf haben.

 
HousePool:

Wie würdet Ihr Eure Musik einem Außerirdischen/Alien beschreiben ?

Reinhard Voigt:

Wir würden den bemustern und ihn vor die Wahl stellen: bleib' hier oder geh' zurück in deine Welt und komm' nie mehr zurück.

 
HousePool:

Einer Eurer Tracks auf dem Album heißt "True lies". Hat das etwas mit dem Arnold Schwarzenegger-Film zu tun ?

Michael Mayer:

"True lies" oder Schwarzenegger im allgemeinen und auch James Cameron im allgemeinen sind unsere "Lieblingsgroßkinoproduktiven". Gerade "True lies" war für unsere Begriffe einer der unterhaltsamsten und besten Filme.

Tobias Thomas:

Also ich finde Arnold Schwarzenegger auch gut, aber es ist jetzt nicht unbedingt eine Reminiszenz an Schwarzenegger, es gab da auch Filme, die nicht so toll waren. Und es bezieht sich vor allen Dingen auch nicht auf das Actionformat an sich, sondern eher auf Leute, die so im großen Format moderne Projekte machen, was James Cameron wie kein anderer kann. Viel Geld ausgeben, aber jede Mark ist richtig verwendet. Es ist einfach ein Respektbekundung vor Könnertum im großen Rahmen.

 
HousePool:

Und wie ist das mit dem ersten Track - "Don't speak" ? Hat das einen bestimmten Sinn - nichts mehr sagen, nichts mehr zu sagen ?

Reinhard Voigt:

Da steckt dann schon sowas drin wie eine Leidenschaft... "Don't speak" - das auch so viel zerstört werden kann durch Sprache und durch Wörter. Aber natürlich hat auch dieses "I don't wanna talk" in dem Stück auch verschiedene Bedeutungsebenen: es gibt halt schonmal so Situationen, wo es heißt "schweigen ist gold". Das es auch so gemeint ist, daß das Problem auch dargestellt wird, daß durch soviel Reden, durch soviel Erklärungsbedarf halt oft viele Mißverständnisse entstehen. Auch diese Musik, die kann man hören und danach beginnt sofort der Erklärungsbedarf, der aber auch seinen Sinn und seinen Grund hat - eben dieses Problem wollten wir eben darstellen.

Tobias Thomas:

Der steht auch mit Absicht schon an erster Stelle der LP, weil es fast zu 100% einen non-verbale Platte ist und es somit auch ein Statement zu instrumentaler Musik ist, und zu elektronischer Tanzmusik, die sich vor Texten nicht mehr drückt, sondern auch weiß, warum sie keine Texte mehr hat und es eben anders kodiert.

 
HousePool:

Wie sieht es bei Euch im Studio aus ? Macht Ihr Drei immer alles zusammen ?

Tobias Thomas:

Alles. Wir machen eigentlich bis auf wenige Ausnahmen alles zusammen.

 
HousePool:

Auf Eurer LP heißt ein Track "Bionaut" - eine Hommage an Jörg Burger ?

Michael Mayer:

"Bionaut" ist ein alter Stück, das schonmal auf unserer zweiten EP erschienen ist - auf unserem eigenen Label "Forever Sweet Records" damals noch. Und diese Platte bestand aus drei Titeln, wovon eins "Bionaut" war.

Reinhard Voigt:

Letztendlich war es nicht als Hommage an den Jörg gedacht. Das war eher Zufall.

 
HousePool:

Wie sieht der vielzitierte "Sound of Cologne" aus Eurer Sicht aus ? Wodurch unterscheidet er sich von anderen Sounds ?

Michael Mayer:

Gemeinsam sind allen "Sounds of Cologne", obwohl es da doch recht viele Lager gibt, die verschiedene Musiken machen, eine Freigeistigkeit oder ein Selbstbewußtsein Dinge auszuprobieren und sie dann auch rauszustellen. So eigen klingen zu wollen, womit die meisten etwas anfangen können. Und wir im speziellen waren auch schon immer mehr daran interessiert zu unserem eigenem Gefühl von House- oder Technomusik zu finden um halt nicht Chicago oder Detroit zu kopieren, wobei die Authentizität auch leiden würde. Rein klanglich sind es gewisse sound-ästhetische Regel oder Vorlieben. Das ist das, was den "Sound of Cologne" mit auszeichnet, aber man kann sich natürlich auch dran stören an dem Begriff "Sound of Cologne". Alternativ könnte man bei uns vielleicht sagen der "Kompakt"-Sound.

Reinhard Voigt:

Es ist vielleicht eine ganz informative Überschrift für jemanden von außerhalb und das etwas zusammenfassen kann, aber man sollte das auch sehr differenziert betrachten, weil die einzelnen Members, die den "Sound of Cologne" letztlich ausmachen, sich nochmals unterscheiden, was ja auch gut ist. Aber deshalb ist es auch schwierig, daß das alles so in einen Topf geworfen wird und das alles so gleich wäre, so ist es halt garnicht. Das sollte man dann dem Betrachter auch empfehlen, das mal genau zu analysieren und zu selektieren.

 
HousePool:

Ihr habt anfangs schon angesprochen, daß Ihr außer "Forever Sweet" auch noch andere Sachen macht. Was genau ? Erzählt doch mal !

Reinhard Voigt:

Ich habe eben noch meine Soloprojekte: auf einem unserer langjährigen Labels unseres Hauses - auf Profan - mache ich, wo ich unter dem Pseudonym "Sweet Reinhard" veröffentlicht habe. Da habe ich dann 12" released und irgendwann war das dann auch gut und habe das dann gelassen mit dem zuviel "Sweet", weil es gab dann auch noch "Forever Sweet" und dann wurde das von mir gecancelt und seitdem heißt es jetzt "Reinhard Voigt", so wie ich eben auch richtig heiße - auch ein Stück weg von den Pseudonymen, weil ich mir auch dachte, was soll der ganze Wirrwarr mit den Pseudonymen immer. Und dieser Schritt hat sich als richtig erwiesen und ich kann damit auch gut leben. Das nächste Projekt war dann auch auf Profan "Pentax", was eine ganz andere Musik ist mit ganz anderen Ansätzen und ist viel theoretischer und klingt viel kopflastiger als das, was wir als "Forever Sweet" machen. Dazu gibt es dann noch ein anderes Projekt namens "Chrome", das findet auf Harvest statt, ist melodiöser auch mal ein bißchen triphop-iger und leichter, seichter, eher auch für Harmonie, das ist dann vielleicht eher auch relaxed, was man auch ganz ruhig und zuhause hören kann. Das sind dann halt die Soloprojekte, die ich mache - dazu kommen dann noch die Remixe für diverse Leute. Unter dem Pseudonym "SAE" mache ich noch was für die ganz harte Technoschiene auf dem Label "Aufwind" aus dem Hause "Auftrieb", was sehr spielbar ist und sehr funktional sein kann und sehr euphorisch ist. Eher etwas so in Richtung Techno-Brett, wie man das so aus den Jahren '91/'92 kennt oder kannte.

Michael Mayer:

Von mir gibt es dann zwei Releases auf NTA - auch eines der Kompakt-eigenen Labels - wo ich mich dann selbst ausprobieren kann, das dann im Ergebnis von den beiden Releases eine melodiösere, etwas housigere Variante dieses Kompakt-Sounds ist. Und dann gab es noch ein Projekt namens "Zimt" mit dem Matthias Akwario zusammen - auch auf Ladomat erschienen. Das war dann mal so ein One-Off Ding, einmal gemacht, hat Spaß gemacht und das war's dann auch. Und ansonsten mache ich halt auch noch Remixe.

Tobias Thomas:

Ich habe auch mit dem Michael mal ein Zweierprojekt gemacht auf der NTA 16, das hieß "Thomas/Mayer", ist auch auf der "Kompakt"-CD drauf. Das war aber einfach so nebenbei, neben "Forever Sweet", eben nur zu zweit, weil man eben gerade einen guten "Drive" hat. Aber ansonsten ist mein Haupttalent und Hauptberuf eigentlich Journalist, was momentan - da es ja House Attack nicht mehr gibt - hauptsächlich in der Spex und in der Groove stattfindet und ansonsten sind da mittlerweile 2 Biographien pro Monat oder Plattenkritiken und Waschzettel und irgendwelche Zeitungen und Feuilletons, jedenfalls geht es aber immer um elektronische Musik oder generell überhaupt um Musik.

 
HousePool:

Wie läuft ein normaler "Forever Sweet"-Tag ab ?

Reinhard Voigt:

Also tagsüber sind wir alle frei. Tagsüber macht so jeder das, was er macht: der Michael arbeitet dann im Laden. Wenn wir ins Studio gehen, dann findet das eher abends statt, dann treffen wir uns und dann gehen wir zusammen essen vorher, dann wird schonmal ein bißchen gesprochen, wer was für Samples dabei hat und alles ist ziemlich locker und dann weiß man schon, was so auf einen zukommt. Und dann geht man halt ins Studio und fährt die Maschinen hoch, hört sich Samples an, alles wird eingestellt... alles sehr locker und ohne Druck. Der Druck kommt dann von der Plattenfirma, was ja auch gut sein kann... aber im großen und ganzen ist das auch recht gut so und ist auch immer bei uns normal gewesen und ich denke auch, daß es so bleibt. Dieses unter Druck arbeiten oder das wir mahnig intern miteinander umgehen, das sparen wir uns und das haben wir auch überwunden. Locker jetzt vielleicht nicht immer im Sinne von alles Larifari, sondern wir arbeiten auch mal konzentriert, aber im großen und ganzen ist es schon eine sehr freigeistige Herangehensweise. Das ist dann so der Ablauf, was wir tagsüber machen ist dann jedem selbst überlassen.

 
HousePool:

Was ist denn Eure Horrorvorstellung für die Elektronic- oder Techno-Szene ? Die totale Kommerzialisierung ?

Reinhard Voigt:

Vermutlich wenn es sie (die Szene) nicht mehr gäbe, oder wenn der Staat sie verbieten würde...

Tobias Thomas:

Ich habe mich jetzt schon lange damit beschäftigt und es ist Teil des Lebens geworden und ob es nun kommerzieller wird oder auch nicht, das ist so der Lauf des Lebens bzw. der Lauf der Musik irgendwie. Und ich kann mir eigentlich keine Horrorvorstellung vorstellen, die nicht schon passiert wäre, da hat man schon zuviel erlebt und man kann nur hoffen, daß es irgendwie weitergeht.

 
HousePool:

Und was war Euer unvergeßlichstes (positiv/negativ) Erlebnis in der Szene ? Gibt es da was ?

Reinhard Voigt:

Ich glaube, die erste Mayday ! Die hat mir sehr gut gefallen, die fand ich sehr aufregend und interessant. War ein ganz tolles Erlebnis das erste Mal auf der Mayday. Die Energy fand ich anfangs auch toll, wo die Leute noch völlig ausgeflippt sind...

Michael Mayer:

Es ist schwierig eins rauszupicken, was jetzt unglaublich war. Es gibt immer wieder tolle Sachen, die so passieren - in der Neuzeit fällt mir da spontan das "Omen" ein. Wir hatten einen "Kompakt"-Abend im "Omen" - der Sven hatte geladen - und es war für uns alle das erste Mal, das wir im "Omen" aufgetreten sind und wir hatten alle eine wunderbare Nacht - es war ein sehr energetischer Abend in einem extrem gut funktionierendem Techno-Club, die es ja auch nicht so oft gibt. Es gibt halt auch viele Clubs, die halt seit mehreren Jahren kein Techno gemacht haben, wo dann z.B. Drum'n'Bass lief, und die dann verschwitzt neben dir stehen und sich dann fragen, was denn die letzten Jahre los gewesen ist. Und so hat man dann das Geführ, daß man so ein bißchen die Euphorie zurückbringt.

Reinhard Voigt:

Und man lernt ja auch viele neue nette Leute kennen in dieser "großen elektronischen Familie" ! Das ist auch schon ein schöner Beigeschmack oder ein schönes Erlebnis.

 
HousePool:

Zum Abschluß: Wollt Ihr unseren Lesern noch etwas auf den Weg geben, z.B. "gebt und nehmt - kauft unsere Platte" ?!?

Reinhard Voigt:

Surft nicht so viel im Internet... Wenn Ihr unsere Platten kauft, schaut Euch das genau an, da gibt es viel lesen und viel zu schauen. Überlegt Euch mal selbst, ob Ihr nicht auch eine Band machen wollt, die auch aus zwei, drei, vier Leuten besteht und auch elektronisch sein darf, aber nochmal den Schritt zum Cover wagen, sich selbst vorne drauf... sodaß wir viel mehr bunte Cover haben in den Plattenläden, wo viele nette schöne Menschen zu sehen sind, die alle ganz tolle Ideen haben, das wünsch' ich mir. Geht jetzt alle ins Studio und produziert alle ganz tolle Musik und schickt Photos und Demos an Ladomat.

 
HousePool:

Wir danken für das Interview !


(cawi/cm)


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